Die Industrielle Revolution by Rainer Liedtke

Die Industrielle Revolution by Rainer Liedtke

Autor:Rainer Liedtke [Liedtke, Rainer]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Industrialisierung, Wirtschaftsgeschichte, Modern, 16th Century, Industriegeschichte, History, Sozialgeschichte, Geschichte, Technikgeschichte
ISBN: 9783825233501
Google: JptprJAkGlgC
Amazon: 3825233502
Herausgeber: UTB
veröffentlicht: 2012-06-13T04:48:49+00:00


in den großen Ebenen des Nordens, wo ein großflächiger Anbau von Feldfrüchten möglich war. In den bergigen und trockenen Regionen Süditaliens dauerte es erheblich länger, bis die Produktionsmethoden stärker maschinisiert und rationalisiert wurden. Unterstützt wurde dies durch Transferleistungen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und der immer stärker werdenden Nachfrage nach Südfrüchten und mediterranem Gemüse in Westeuropa. Auch die Olive und vor allem das aus ihr gewonnene Öl, bis heute ein zentrales landwirtschaftliches Produkt in ganz Südeuropa, setzte sich mit dem Aufkommen des Massentourismus langsam nördlich der Alpen durch. Italien war das erste südeuropäische Land, das die Konsumwünsche der Nordeuropäer erfüllen konnte, da seine Landwirtschaft bereits teilmodernisiert war. Durch diese Nachfrage wurde die Modernisierung wiederum verstärkt, und der Ersatz von Menschen durch Maschinen kam anfangs vor allem der italienischen Industrie zu Gute. Hier mussten sich freigesetzte Landarbeitskräfte zu sehr geringen Löhnen verdingen, wenn sie nicht ins Ausland emigrieren wollten, um überhaupt eine Arbeit zu haben. Zwischen 1955 und den frühen 1970er Jahren wanderten über 9 Millionen Süditaliener entweder in den Norden des Landes oder in die industriellen Zentren Westeuropas. Waren in den frühen 1950er Jahren noch 8,6 Millionen Menschen in der Landwirtschaft tätig, hatte sich ihre Zahl in den 1980er Jahren auf nur noch 2,5 Millionen reduziert. Im gleichen Zeitraum war die italienische Gesamtbevölkerung um etwa 10 Millionen gewachsen.Dieses große Reservoir von Arbeitskräften, deren Löhne niedrig gehalten werden konnten, trug erheblich dazu bei, dass die norditalienische Industrie in den 1950er und 60er Jahren einen Boom erlebte. Erstmals wirkte sich der italienische Rohstoffmangel nicht mehr als entscheidende Bremse für die Eisen- und Stahlherstellung aus, da mittlerweile Erze und Kohle preiswert aus Übersee importiert werden konnten. Nicht nur die Schwerindustrie und der Fahrzeugbau, sondern auch moderne Textilfabriken und die Erdölförderung und -verarbeitung ließen Italien zu einem der wichtigsten Industrieproduzenten Europas aufsteigen, was jedoch gleichzeitig die Ungleichheiten in der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes verschärfte.

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